Die Deutschen
Robert Blum und die Revolution
Eine
Revolution? In Deutschland? Und zwar keineswegs, wie Lenin den
Deutschen später süffisant nachsagte, mit einer ordnungsgemäßen
Bahnsteigkarte in der Tasche! Im März 1848 werden aus braven Untertanen
entschiedene Barrikadenkämpfer - ob in Wien, Berlin oder anderen
Städten. Es ist ein Volksaufstand, wie es ihn nie zuvor in der deutschen
Geschichte gegeben hat. Bürgerdelegationen drängen die Obrigkeit zu
weitreichenden Zugeständnissen; Bauern verbrennen die Grundbücher ihrer
Gutsherren; Tagelöhner, Handwerker und Studenten liefern sich blutige
Straßenschlachten mit fürstlichen Soldaten.
Freiheit
und Einheit, das sind die Ziele vieler Deutscher, die genug haben von
polizeistaatlicher Bevormundung und Fremdbestimmung - unter ihnen auch
der liberale Leipziger Stadtverordnete Robert Blum. Der Funke eines
Volksaufstandes in Paris entzündet im März 1848 auch in den deutschen
Staaten die revolutionäre Begeisterung. Mit Gewalt lässt sich der
Flächenbrand bald nicht mehr eindämmen. Die Fürsten sehen sich
gezwungen, ihre Regierungen auszutauschen und Mitsprache zu gewähren...
Zum
ersten Mal tritt am 18. Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche eine
frei gewählte Nationalversammlung zusammen, um über Grundrechte und die
nationale Einheit zu beraten. Unbeschadet nachträglicher Abwertungen,
ist damit eine politische Sensation geschehen: Das bis dahin
zersplitterte und monarchisch regierte Deutschland hat aus der Mitte des
Volkes ein gemeinsames Parlament geschaffen, in dem Volksvertreter aus
allen Landesteilen freimütig über die Schicksalsfragen der Nation
beraten. Dies ist die Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland - bei
allem nachfolgenden Ringen um die Ausgestaltung der Verfassung und der
Grenzen.
Einer der maßgeblichen
Wortführer der Paulskirche ist Robert Blum. Geradezu prototypisch stehen
sein Werdegang und sein Wirken für das revolutionäre Ringen um mehr
Demokratie. Mit Leidenschaft und Charisma kämpft er für eine echte
Teilhabe des Volkes an der Macht und glaubt dabei fest an einen
friedlichen Wandel auf dem Boden von Recht und Verfassung.
Doch
als die Ideen des Fortschritts von den Bajonetten der wiedererstarkten
Militärmacht wieder zurückgedrängt werden, fasst Robert Blum einen
folgenschweren Entschluss. In Wien, wohin er den Bundesbrüdern zu Hilfe
geeilt ist, ringt er sich schließlich dazu durch, für seine Vision mit
der Waffe in der Hand zu kämpfen - und bezahlt dafür mit seinem Leben.
Stellvertretend
für die demokratische Bewegung, wird der Freiheitskämpfer von
kaiserlichen Soldaten erschossen. Damals wird er wie ein Märtyrer
verehrt. Heute ist Robert Blum weithin vergessen - zu Unrecht.
Schließlich haben Vordenker wie er das Feld bereitet, auf dem später
Einheit und Freiheit gedeihen konnten.
Text: ZDF
Jenny Blum
1840 heiratete
Eugenie Günther, genannt Jenny, Robert Blum, einen Freund ihres Bruders
Georg Günther. Die bildungsinteressierte Jenny hat mit Robert einen
Gesprächspartner in politischen Dingen. Sie will ihren Mann überreden,
nach Amerika auszuwandern, doch er lehnt ab. Er will seine Ziele in
Deutschland durchsetzen. Doch die Revolution scheitert. Robert Blum wird
zu Unrecht zum Tode verurteilt und am 9. November 1848 in der Nähe von
Wien standrechtlich erschossen. Seine Witwe bleibt mit vier Kindern
zurück...
Infos
Die
Deutschen war eine zehnteilige Fernsehdokumentation, die im Auftrag
des ZDF produziert wurde und die Deutsche Geschichte anhand von
zehn ausgewählten Epochen erzählt. Der geschichtliche Rahmen
beginnt mit der Regierungszeit von Otto dem Großen und endet in
der letzten Folge mit dem Untergang des Deutschen Kaiserreiches
nach dem Ersten Weltkrieg.
Die historischen Ereignisse
wurden auch durch aufwendige Spielszenen und digitale
Computeranimationen vermittelt und beinhalten somit Elemente des
Infotainments.Die historischen Ereignisse werden auch durch
aufwendige Spielszenen und digitale Computeranimationen vermittelt und
beinhalten somit Elemente des Infotainments.
Die
Dokumentationsserie wurde an über 200 unterschiedlichen Orten in
Deutschland, auf Malta und in Rumänien gedreht und kostete rund 500.000
Euro pro Folge. Die Serie wurde von der Kölner Gruppe 5
Filmproduktion GmbH unter der Gesamtleitung von Guido Knopp und
Peter Arens produziert.
Die Ausstrahlung im Oktober und November 2008 erreichte Einschaltquoten bis zu 6,48 Millionen Zuschauer.
Hauptdarsteller: Steffen Münster und Susann Uplegger
Regie: Olaf Götz
2009 wurde die Reihe für den Deutschen Fernsehpreis nominiert sowie von quotenmeter.de zur besten Dokumentation gewählt.